"Ich werde jetzt vom Spieler und Trainer zum Fan!"
Lorenzo Griffin im Interview
Lorenzo „Zo“ Griffin verlässt die Chiemgau Baskets und kehrt nach zehn Jahren in Deutschland in die USA zurück. Im Interview spricht er über seine Beweggründe für diese Entscheidung, seine Eindrücke in Bayern und seine Zukunftspläne.
Zo, du verlässt Traunstein! Warum das?
Das war keine leichte Entscheidung, das will ich wirklich betonen. Der einzige Grund, warum ich sie gefällt habe, ist der, dass meine Eltern alt werden. Meine Mutter ist 67, mein Vater 65. Wenn ich das mit Basketball vergleiche, beginnt für sie jetzt das letzte Viertel ihres Lebens. Ich war zehn Jahre in Deutschland. Dadurch habe ich viel Zeit mit meinen Eltern versäumt. Jetzt ist es mir ein Herzenswunsch, heimzugehen und bei ihnen zu sein. Außerdem betreiben sie zu Hause in Riverside in Kalifornien eine Firma, die Haarpflegeprodukte herstellt. Dort möchte ich helfen und ihr Leben ein wenig einfacher machen. Das ist der einzige Grund für meine Entscheidung. Die Corona-Pandemie hat mich an diesen Punkt gebracht, an dem ich verstanden habe, welche wichtige Rolle die Familie in meinem Leben spielt.
Welche Eindrücke nimmst du nach der langen Zeit in Deutschland mit nach Hause?
Ich habe die Zeit hier sehr genossen. Die Menschen waren immer freundlich zu mir. Natürlich trifft man auch weniger freundliche Menschen, aber das ist überall so. In den sieben Jahren in Wasserburg und zwei Jahren in Traunstein hat mich jeder mit offenen Armen empfangen. Das hat mir viel bedeutet.
Du bist ein fantastischer Basketballer. Heißt das auch, dass du deine aktive Karriere beendest?
Ich habe auch als Coach gearbeitet, seit ich in Deutschland bin, von der U12 bis zur Herren 2. Daher bin ich mit Coaching auf verschiedenen Levels vertraut. Das wird meine Verbindung zum Sport bleiben. Es ist mein Traum und meine Hoffnung, dass ich in den Staaten ins Coaching auf College- oder University-Niveau reinkomme. Aber ich will die Tür noch nicht ganz zuschlagen. Vielleicht nehme ich auch nur ein Jahr frei und schaue, wie ich mich dann fühle. Vielleicht komme ich zurück. Wir werden sehen. Alles zu seiner Zeit.
Was denkst du über die Entwicklung der Chiemgau Baskets, seit du 2019 hergekommen bist?
Ich liebe es! Ich habe es schon zu Franz Buchenrieder gesagt: Egal, in welcher Liga das höchste Team eines Clubs spielt – es kommt auf die Professionalität an, mit der die Clubverantwortlichen ihre Aufgaben versehen. Bei den Chiemgau Baskets waren alle in meinen zwei Jahren hier sehr professionell, zum Beispiel Lorenz Fakler, Franz Buchenrieder, Stefan Schwankner oder Sebi Kösterke. Sie alle haben sehr professionell gearbeitet. An der Entwicklung des Jugendprogramms sieht man, dass alles in die richtige Richtung geht. Ich bin begeistert, wie sich das gesamte Projekt entwickelt hat.
Dann wirst du diese Entwicklung des Vereins von den Staaten aus weiterverfolgen?
Natürlich. Ich werde nach den Spielen immer einer der Ersten sein, die sich die Statistiken anschauen – vor allem bei den Teams, die ich selbst gecoacht und für die ich gespielt habe. Ich werde jetzt vom Spieler und Trainer zum Fan!
Stichwort Fans: Wie hat dir das Publikum in Traunstein gefallen?
Als erstes möchte ich den Fans dafür danken, wie sie das Team unterstützen. Und ich möchte ihnen danken, wie sie mich während meiner Zeit hier supportet haben. Ich werde ihnen ewig dankbar sein. So wie die Mitglieder des Teams haben sie mich großartig begrüßt, als ich hergekommen bin. Einige der Fans waren zugleich Eltern von Spielern, die ich gecoacht habe. Es hat mir viel bedeutet, dass sie auch zu unseren Spielen kamen und mich unterstützt haben. Ich habe die Atmosphäre in Traunstein sehr geliebt. Der Sieg gegen Jahn München in der Saison 19/20 war eines meiner Lieblingsspiele überhaupt! Man konnte die Energie richtig fühlen! Dieses Adrenalin hilft einem als Spieler, immer weiterzumachen, wenn man müde wird.
Du verlässt jetzt auch Kenan Biberovic, mit dem du viele Jahre zusammengespielt hast. Wie denkst du darüber?
Ja, Kenan und ich haben seit 2007 zusammengespielt. Unglaublich! Das waren 14 Jahre Freundschaft. Das wird sicher hart. Wir sind sehr daran gewöhnt, den anderen um uns herum zu haben. Er war für mich da, wenn ich einen schlechten Tag hatte und umgekehrt. Wir haben viele schöne Tage miteinander erlebt. Er hat mich dazu gebracht, im Sommer 3×3-Turniere zu spielen – vielleicht sehen wir uns dabei wieder. Er wird immer mein Bruder bleiben, auch abseits des Courts.
Möchtest du dich abschließend noch bei jemand bedanken?
Ich möchte mich bei Franz Buchenrieder bedanken. Er hat mir vertraut und mich rekrutiert, als er selbst gerade hergekommen ist. Danke, dass er daran geglaubt hat, dass ich bei diesem Projekt helfen kann. Außerdem möchte ich jedem einzelnen meiner Teamkollegen danken, mit denen ich trainiert und Spiele ausgetragen habe. Die Verbindung, die dabei entstanden ist, wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen. Diese Brüderschaft wird für immer bestehen bleiben. Vielen Dank auch an die Kids, die ich trainieren durfte. Ich hoffe, sie hatten Spaß mit mir und haben mindestens eine Sache von mir gelernt – etwas, dass sie nicht nur in der Halle weiterbringt, sondern auch im richtigen Leben abseits des Sports, egal welche Träume sie dort hegen. Und schließlich möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken. Sie haben es mir ermöglicht, meinen Traum zu leben und in Europa Basketball zu spielen. Das hat mir sehr viel bedeutet.