Dem Rückzug in die Chill-Out-Area vorbeugen
Chiemgau Baskets halten ihre Jugendteams mit vielfältigen Angeboten in Bewegung und bei Laune
Nach der dritten Woche des neuerlichen Lockdowns ziehen die Chiemgau Baskets des TV Traunstein eine erste Zwischenbilanz über ihre Maßnahmen. So stand man Anfang des Monats vor der großen Aufgabe, den gewohnten Hallenbetrieb von zehn Teams neu aufzustellen. Vor allem im Jugendbereich stellte dies eine große Herausforderung dar. Bei der Organisation wurde insbesondere Luis Prantl eine Schlüsselrolle zu Teil. Kurz zuvor hatte sich der Cheftrainer der Bayernliga-Herren bereit erklärt, übergangsweise auch die Stelle des Jugendkoordinators zu übernehmen. Wie gewohnt ging er die verantwortungsvolle Aufgabe gleich mit großem Ehrgeiz an: „Das größte Ziel ist es, kein Kind während des Lockdowns zu verlieren.“
Mit einer übergreifenden Lockdown-Challenge sollten – unabhängig von ihrer Vereinszugehörigkeit – den basketballbegeisterten Kindern und Jugendlichen in ihrer gewohnten Social Media-Umgebung Lust auf kleine Wettkämpfe gemacht werden. Die Initiative, welche von Athletiktrainer Philipp Junge und weiteren Angehörigen des Trainerstabs betreut wird, ist in der „Community“ mittlerweile voll angekommen. „Am Anfang ist es immer schwierig, eine große Reichweite zu erzielen“, blickt Prantl zurück, „aber wir haben es durch unser Jugendprogramm und die Coaches sehr gut hinbekommen, das Thema zu pushen.“
Bei den Nachwuchsteams wollte man gleich zu Beginn des Lockdowns möglicher Inaktivität vorbeugen: „Natürlich ist es verführerisch, sich erst mal in die Chill-Out-Area zurückzuziehen. Deshalb wollen wir die Kids mit Basketball munter halten und ihnen die Möglichkeit geben, auch in dieser schwierigen Zeit mit Spaß zu trainieren“, so Prantl, „neben dem sportlichen Aspekt legen wir auch ein besonderes Augenmerk auf den sozialen Austausch und die fortlaufende Interaktion.“ Zwar seien virtuelle Teammeetings natürlich nicht mit einer Einheit in der Halle vergleichbar, aber aktuell die einzig mögliche Option, um die Spieler weiter zu fördern. Über die ersten Ergebnisse zeigt er sich begeistert: „Ein großes Lob an unsere Nachwuchstrainer, sie machen trotz dieser nicht alltäglichen Situation einen tollen Job.“
Auch die jüngsten im Bunde der Korbjäger waren natürlich von der Planung nicht ausgenommen. Bei ihren sogenannten „Minis“ versuchen die Chiemgau Baskets, die gewohnte Struktur aufrecht zu erhalten. Der Freitagstermin dient nun rein dazu, dass sich das Team auf sozialer Ebene begegnet. „Hier sollen sich die Kinder einfach sehen und austauschen“, so Cheftrainerin Leonie Schwaiger. Am Dienstag steht hingegen echtes Training auf dem Programm: „Etwa mit Dribbling-Übungen wollen wir sicher stellen, dass die Kinder das Gefühl für den Ball nicht verlieren. Dazu liefern wir ihnen sportliche Anregungen, falls ihnen im Alltag langweilig wird.“
Mittlerweile ist das Angebot auch fest etabliert und ein Großteil des Teams regelmäßig bei den virtuellen Einheiten mit dabei. Besonders freut sich Schwaiger, die seit Sommer im Gespann mit Felix Schwankner die U8 und U10 der Chiemgau Baskets betreut, dass ihre Schützlinge auch aktiv Rückmeldung einfordern: „Sie fragen nach, ob sie die Übungen richtig machen. Wir schauen da also schon genau hin.“ Von Elternseite gibt es großen Zuspruch für das umfassende Angebot.
Ein paar Jahrgangsstufen höher baut Kenan Biberovic auf seine guten Erfahrungen des Frühjahrs. Wie im ersten Lockdown sowie über den Sommer bekommen meine Jungs einen Fitnessplan, der zweimal die Woche gemacht werden soll“, so der Betreuer von U14 und U16. Dazu stehen ebenfalls regelmäßige Videomeetings und –workouts auf dem Programm. „Mein Ziel ist es, die Spieler in der Offensive individuell zu verbessern. Sie sollen was die Grundtechniken angeht an ihrem Muscle Memory arbeiten – diese Zeit ist gerade perfekt dafür.“ Und wer einmal nicht mit dabei sein kann oder in der Wohnung keine Erlaubnis zum Dribbeln bekommt, wird mit Videos versorgt.
Ebenfalls wie schon während des ersten Lockdowns nutzt Biberovic die Zeit, sich auch persönlich fortzubilden. „Ich sitze täglich vor dem Bildschirm und analysiere Videomaterial meiner Spieler. Dazu schaue ich FIBA-Fortbildungen und sichte interessante Moves und Drills, die ich meinen Kids beim nächsten Training vermitteln kann.“ So schafft man es auch im männlichen Jugendbereich, sich so gut es geht mit der Situation zu arrangieren und den Herausforderungen des nicht immer guten Wetters oder unterschiedlicher Wohnsituationen der Spieler zu trotzen.
Das Engagement des Trainerstabes freut natürlich auch den Abteilungsleiter. „Unsere Coaches machen eine tolle Arbeit, den Kindern und Jugendlichen online Herausforderungen und Aufgaben zu stellen“, so Franz Buchenrieder. Obwohl bereits im Frühjahr erste wertvolle Erfahrungen gesammelt werden konnten, sieht er den Trainingsbetrieb in der Lockdown-Situation weiter als Lernprozess. Dabei seien neben Spielern und Trainern auch die Eltern beteiligt. „Doch die Mühe lohnt sich. Die meisten Kinder reagieren mit viel Begeisterung und wir erhalten viele kleine Videoclips oder Rückmeldungen von hochmotivierten Spielern und Spielerinnen. Ganz nebenbei wird dabei die Medienkompetenz verbessert.“
SK
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